Work-Life-Balance?

„Die drei wichtigsten Kriterien der Juristen bei der Berufswahl sind: attraktive Vergütung, transparente und nachvollziehbare Karrierechancen sowie Work-Life- Balance, gefolgt von Aus- und Fortbildungs- möglichkeiten und flexiblen Arbeitszeiten. Diese Kriterien waren auch 2017 an der Listenspitze.“ Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Perconex Studie 2021, bei der 393 Jurist:innen aus Kanzleien, Rechtsabteilungen und Staatsdienst befragt wurden.

Work-Life-Balance ist damit auf Platz drei von 13 zur Auswahl stehenden Faktoren. Gleichzeitig sucht die Hälfte der befragten Kolleg:innen zumindest latent einen neuen Job - Zufriedenheit sieht anders aus.  Was ist da also los? Verdienen die Befragten mit einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von EUR 65.000,00 zu wenig? Ich glaube nicht, dass das der ausschlaggebende Faktor ist.

In dem Studienergebnis offenbart sich eine in unserer Gesellschaft völlig selbstverständliche Annahme: "Mein Arbeitsleben ist tendenziell anstrengend und belastend und mein Privatleben ist schön und erholsam. Deshalb brauche ich einen Ausgleich zwischen meinem Arbeitsleben und meinem Privatleben." Je mehr Privatleben desto schöner das Leben, wäre eine daraus abzuleitende Formel. Und genauso wird Arbeit auch oft erlebt, als notwendiges Übel, das wir in Kauf nehmen, um unsere Ausgaben zu bezahlen.

Arbeitsrechtlich macht es sehr viel Sinn in diesen Kategorien zu denken - allein schon aus Gründen des Arbeitnehmerschutzes. Als Coach denke ich jedoch anders über Begriffe wie Arbeit und Freizeit nach, als als Jurist:in. Als „Arbeit“ definiere ich als Coach jede Tätigkeit, die mich mehr Energie kostet, als dass sie mir Energie zur Verfügung stellt. Freizeit ist der Rest meiner Zeit. Das heißt, ich kann durchaus juristisch betrachtet meiner Arbeit nachgehen und gleichzeitig aus Coach-Sicht Freizeit haben. Es hängt immer davon ab, wie ich die Tätigkeit innerlich erlebe, die ich gerade ausübe.

Ein Beispiel:

Nehmen wir an, Sie vergraben sich unglaublich gern in eine komplizierte Akte und lieben es, die verschiedenen Aspekte aufeinander abgestimmt in einem bahnbrechenden Schriftsatz zusammen zu fügen. Wenn Sie eine solche Akte auf den Tisch bekommen, freuen Sie sich und am liebsten würden Sie sofort loslegen. Wenn der Schriftsatz fertig ist, war das zwar anstrengend, aber Sie sprühen auch vor Energie für Weiteres. Auf der anderen Seite nehmen wir an, dass Sie es unglaublich nervtötend finden, mit Mandant:innen zu telefonieren. Es strengt Sie an, sich auf die emotional geladenen Stimmmung am Telefon einzulassen und längst Erklärtes zu wiederholen und zu beruhigen. Juristisch betrachtet wären beide Tätigkeiten Arbeit. Aus Coach-Sicht handelt es sich nur beim Telefonat um Arbeit. Umgekehrt im Privatleben: Abends genieße Sie es vielleicht in Ihrem Privatleben mit Freunden auf der Terrasse einen Wein zu trinken und empfinde das Bügeln Ihrer Kleidung als eine Strafe. Juristisch würde niemand auf die Idee kommen, dass das Bügeln der Kleidung Arbeit sei. Aus Coach-Sicht ist sie das in jedem Fall.

Warum ist es sinnvoll, das als Coach zu unterscheiden? Der Psyche ist es egal, ob wir eine Tätigkeit machen, weil wir Geld dafür bekommen oder weil sie aus anderen Gründen gemacht werden „muss“. Sobald wir keine intrinsische Motivation (von innen heraus motiviert) verspüren, sondern aufgrund von wirtschaftlichem oder gesellschaftlichem Druck oder wegen anderer äußerer Faktoren handeln (extrinsische Motivation), kostet uns die Tätigkeit in aller Regel mehr Energie, als sie einbringt. Intrinsische Motivation dagegen kostet uns grds. sehr wenig Energie, weil wir mit der Tätigkeit immer gleichzeitig unsere ureigenen Bedürfnisse befriedigen. Das geht Ihnen auch so. Versuchen Sie einmal, sich etwas zu merken, was Sie partout nicht interessiert. Das ist ganz schön anstrengend. Sobald Sie aber Fan sind, merken Sie sich die absurdesten Details eines Themas nach einmaligem Hören. Wenn Ihnen etwas Spaß macht, sind Sie schneller und weniger ermüdet, als wenn Sie etwas ungern tun.

Was heißt das jetzt für den Büroalltag? Legen Sie selbstverständlich auch Wert auf eine angemessene Höchstarbeitszeit. Mitarbeiter:innen werden es Ihnen mit Loyalität danken und Ihre eigene Psyche bleibt ebenfalls gesünder, wenn Sie die verschiedenen Lebensbereiche gleichermaßen leben. Vergessen Sie darüber aber nicht, die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass alle wirklich gern ins Büro kommen. Je lieber Sie und Ihre Kolleg:innen im Büro sind, desto weniger empfinden Sie alle ihren Job auf psychischer Ebene als „Arbeit“ und desto weniger Energie kostet er sie. Sie werden dadurch nicht nur bessere und produktivere Jurist:innen, Sie erkranken auch weniger und vor allem: Sie gehören nicht zu den 50% der Kolleg:innen, die aktiv oder latent einen neuen Job suchen.

Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Deshalb melden Sie sich gern bei mir, um zu erfahren, wie man das anpackt. Buchen Sie am besten gleich ein halbstündiges kostenfreies Infogespräch.

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Damit sich alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen, habe ich versucht, weitestgehend zu gendern. Dort wo ich der Lesbarkeit zu Liebe nicht gegendert habe, bitte ich die jeweils anderen Geschlechter, sich mit angesprochen zu fühlen.

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