Resilienz und Sozialverhalten

Ist Resilienz messbar? Ist sie abhängig von meinem Sozialverhalten? Wenn man einer Studie des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit Glauben schenkt, dann ja!  Das Institut hat nämlich den Zusammenhang zwischen Resilienzfähigkeit, Sozialverhalten und Hirnvolumen (im anterioren cingulären Cortex) untersucht. Und was heißt das für Arbeitgeber:innen?

In dem Studienergebnisse bestätigen sich gleich mehrere Vermutungen. Angesichts der kleinen Teilnehmerzahl muss das natürlich noch weiter untersucht werden. Die Tendenzen jedoch sind klar.

Es ist völlig unbestritten, dass Einsamkeit schädlich für die Psyche ist. Menschen, die sich oft einsam fühlen haben eine geringer ausgeprägte Fähigkeit sich gegen psychische Erkrankungen zu schützen, als Menschen, die das Gefühl nur selten kennen. Soziale Kontakte helfen also dabei, sich vor psychischen Krankheiten zu schützen. Sie stärken die Resilienz. Welche Qualität diese Kontakte haben müssen, hat die Studie nicht untersucht. Hierzu gibt es andere Studien.  Aber es gab in der Studie einen klaren Zusammenhang zwischen den Angaben der Probanden, sich wohl zu fühlen und der Menge ihrer sozialen Kontakte.

Diese Ergebnisse haben mich nicht sehr beeindruckt. Sie waren absehbar und bestätigen nur, was vorher schon klar war: Wer gute soziale Kontakte hat ist resilienter. Was ich interessant finde, ist die Tatsache, dass die soziale Kompetenz einen Einfluss auf den resilienzverstärkenden Effekt der sozialen Kontakte hatte. Im Grunde besagt die Studie: je höher die soziale Kompetenz, desto höher die durch soziale Kontakte verursachte Resilienzverstärkung. Das ist bemerkenswert. Denn es gibt es ein weiteres Einfallstor, um Menschen resilienter zu machen. Bisher war es damit getan, Menschen zu raten, ihre sozialen Kontakte zu intensivieren, und im Übrigen mit ich-bezogener Methodik die eigene psychische Widerstandkraft zu erhöhen. Nun aber können Schulungen in Sozialkompetenz, Soft-Skills, Teambildung und -führung etc. gezielt eingesetzt werden, um den Verstärkungseffekt für die Resilienz noch zu erhöhen. Das ist eine wirklich gute Nachricht. Ein wirklich gutes Resilienztraining hat schon heute mehr zu bieten als Achtsamkeitsübungen. Es sorgt außerdem für psychische Flexibilität, indem die Selbstwahrnehmung, der Umgang mit den eigenen Gedanken und Emotionen, das eigene Handeln und die eigenen Werte in Einklang gebracht werden. Nun erweitert sich das Portfolio noch um das Training der Sozialkompetenz. Ich freue mich sehr darüber, da mir der Umgang der Wahrnehmung des Menschen als soziales Wesen beim Thema Resilienz oft zu oberflächlich war.

Was heißt das jetzt für die Praxis? Wie muss ich bspw. das Arbeitsleben gestalten, wenn ich möglichst resiliente Arbeitnehmer:innen beschäftigen möchte? Ich habe hier drei Grundregeln zusammengefasst:

  1. Schulen Sie Ihre Mitarbeiter:innen! Alle - nicht nur die Führungskräfte. Allen dient es, ihre Sozialkompetenzen zu verbessern - auch dem Betrieb: Eine höhere Resilienz in der Belegschaft hat einen direkten krankenstandsenkenden Effekt.
  2. Der gemeinsame Klön beim Kaffee - ob quer über den Schreibtisch oder in der Teeküche ist gelebte Krankheitsprophylaxe und gehört zu zufriedenen Mitarbeiter:innen dazu. Solange hier nicht zu große Zeitfenster entstehen, ist das gut für Betriebsklima und für die psychische Gesundheit der Arbeitnehmer:innen.
  3. Schaffen Sie gemeinsame gute Erlebnisse im Kollegium. Wenn die Kolleg:innen sich gern sehen, dann ist jede gemeinsame Arbeitszeit resilienzfördernd. Dabei kommt es nicht darauf an, Ereignisse zu zelebrieren, die nach außen gut ankommen, sondern Angebote für Gemeinschaft im Arbeitsalltag zu schaffen.

Und wenn Sie sich jetzt fragen: "Wann wird denn dann vor lauter Schulung, Kaffeeklön und gemeinsamen Erleben noch gearbeitet?" Darf ich Ihnen folgendes zu Bedenken geben:

  • Kranke Mitarbeiter:innen arbeiten gar nicht. 
  • Psychisch kranke Mitarbeiter:innen arbeiten sehr lange gar nicht.
  • Mitarbeiter:innen die gern bei der Arbeit sind, sind sehr engagiert.
  • Motivierte, psychisch starke und gesunde Mitarbeiter:innen arbeiten viel schneller.
  • Ein gutes Team mit viel Sozialkompetenz hat viel weniger Reibungsverluste.

Die Arbeitnehmer:innen arbeiten noch immer mindestens das gleiche Pensum - aber mit viel weniger Stress, mehr Produktivität und weniger Krankheitstagen. 

Es lohnt sich. 

Menschen bei der Arbeit

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